Eine große Frage mit meinem Versuch, diese aus meinem eigenen Erfahrungsschatz und meiner Beschäftigung mit der Gestalttherapie zu beantworten.
Ich wusste immer was ich nicht möchte. Ich wusste schnell was andere brauchen und kann mich empathisch in mein Gegenüber versetzen. Das konnte ich seit ich denken kann. Doch mich selbst zu spüren, mit meinen Bedürfnissen, meinen Wünschen, meinen Talenten und meinem Weg war mir lange verborgen. Da kam auch die Frage auf: Wer bin ich? Bis heute bin ich dazu am forschen und die Gestalttherapieausbildung hat mich dazu auf einer tief wirksamen Ebene weitergebracht und mir neue Erfahrungsräume geschenkt.
Hier ein Annäherungsversuch:
Meine Reise geht zurück in meine Kindheit. Ich war nett, angepasst und sorgte dafür, dass ich nicht auffiel. Ich war einigermaßen gut in der Schule und tat, was ich dachte, was “richtig” war, und was von mir erwartet wurde. Doch schon damals habe ich mich an dem orientiert, was die Erwachsenen von mir brauchten. Kinder tun das automatisch. Um im Kontakt zu sein, um gemocht zu werden, um Nähe und Fürsorge zu bekommen.
Wenn Kinder zu viel Verantwortung für die Geschehnisse um sich herum übernehmen, dann haben sie nicht den sicheren, bedingungslosen Rahmen und Halt um sich selbst gut zu Entwickeln. Es findet eine Unterbrechung der gesunden “ICH”-Entwicklung statt. Die Orientierung gilt nur dem Umfeld und dem Äußeren. Das fällt erstmal gar nicht auf und meist behaupten Erwachsene mit dieser Erfahrung, dass sie eine gute Kindheit hatten und wertvolle Erfahrungen machen durften.
Diese Kontaktunterbrechung, bzw. nicht mögliche Entwicklung kann ungelöst jedoch bis ins Erwachsenenalter Nachwirkungen haben. Erwachsene können sich gut anpassen, sich wie ein Chamäleon verhalten, befriedigen Bedürfnisse, sind sehr Empathisch und werden gemocht. Allerdings wissen sie nicht wer sie sind. Manchmal geht das so weit, dass sie sogar versuchen das was sie vielleicht sein könnten zu verbergen um weiterhin gut im Kontakt zu sein und gemocht zu werden. Dies bringt eine große Anstrengung mit sich, einen Schein zu wahren und nicht so recht zu wissen wie viel von diesem wirklich zu einem selbst gehört.
In der Gestalttherapie geht es darum, diese Muster zu erkennen und sich auf die Reise zu begeben in den aufrichtigen Kontakt mit den eigenen Emotionen und Bedürfnissen zu kommen. Meist ist der Kontakt zu sich selbst unterbrochen und zunächst fremd.
Doch mit Zeit und der Bereitschaft sich auf die eigenen Emotionen und Empfindungen einzulassen besteht die Chance, Stück für Stück eigene Gefühle mehr wahrzunehmen und ein Stück “ICH”- Entwicklung nachzuholen. Das braucht Zeit, viel Fürsorge für sich selbst und meist ein Gegenüber mit dem diese Erfahrungen durchlebt werden können.
Ich erfreue mich daran schon für viele Menschen ein solches Gegenüber sein zu dürfen und bin dankbar dafür, dass ich die Frage “Wer bin ich” immer klarer für mich fühlen und beantworten kann.
PS: Noch ein Hinweis dazu für alle Eltern – Eltern tun dies nicht bewußt. Sondern handeln aus ihren eigenen Erfahrungen und Mustern heraus. Sie sind selbst Kinder ihrer eigenen Eltern. Eltern spüren oft nicht über wie viele Wege ihre Kinder kooperieren und eigene nachhaltig prägende Strategien entwickeln. DIES IST KEIN VORWURF AN DIE ELTERN, sondern eine Einladung, sich selbst auf Basis der eigenen Erfahrungen, zu entwickeln.