SCHEIN oder SEIN

Als Unternehmerkind in einem kleinen Schwarzwalddorf durfte ich sehr früh erfahren, wie denn Unternehmer zu sein hatten. Der Schein, den es zu wahren galt und was auf unsere Familie projeziert wurde könnte ich mit den Worten Erfolg, Reichtum und Freiheit beschreiben. Tatsächlich war der Erfolg immer weniger und die finanzielle Freiheit nur scheinbar vorhanden. Ja, ein Mercedes Cabrio stand vor unserer Tür und ich durfte schon früh die Welt bereisen, das war besetzt mit Konflikten, sich das nicht herausnehmen zu können und sich nicht leisten zu können. Das hatte für mich weitreichende folgen. Denn das erfolgreiche Unternehmergefühl wurde ersetzt durch Scham, es nicht zu schaffen, finanzielle Sorgen, private Schulden und dem dauernden Druck es doch irgendwie hinbekommen zu müssen. Es gab ja eine Erwartung (auch aufgrund der Familientradition zu erfüllen).

Als Kind lernte ich sehr früh zu unterscheiden, was sein und schein bedeutet, das äußerlich erwartete entsprach nicht der von mir gesehenen und erlebten Realität. Die Fähigkeit dies zu unterscheiden zieht sich durch meinen Werdegang und ich habe schon damals die Entscheidung getroffen immer mehr in meine Aufrichtigkeit mit mir und meinem Umfeld zu kommen. Weniger Spielchen, weniger so tun als ob…..

Ebenfalls führte diese Erfahrung auch dazu, dass ich Unternehmer und Führungskräfte immer als Menschen mit ihren Sorgen und Nöten betrachte. Ich sehe das “sein” auch wenn mir der “schein” gezeigt wird.

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